Album | Morcheeba „Head Up High“ | ab heute

Es ist nicht schwer, jenen Spuren zu folgen, die Morcheeba die letzten 18 Jahre in der Musikszene hinterließen, nachdem sie mit ihrem Debüt „Who Can You Trust?“ zur Blaupause des Triphop geworden waren. Auf einer Reise, zu der die Brüder Paul und Ross Godfrey mit ihrer Sängerin Skye Edwards aus Südengland aufbrachen, um schließlich vor Zehntausenden in China und Südamerika zu spielen. Von ihren sieben Erfolgsalben ist Paul Godfrey vor allem das zweite, „Big Calm“ in Erinnerung geblieben: „Das haben viele fast als religiöses Werk wahr genommen“, erinnert er sich, „ich weiß gar nicht mehr, wie oft mir Leute gestanden, mit dieser Musik aussichtslose Situationen gemeistert zu haben.

Man könnte darüber jetzt leicht zynisch werden – aber, ganz ehrlich: Für uns war das genauso.“

Diese vielleicht ja wirklich heilsame Wirkung der Musik Morcheebas darf auch dem neuen Album des Trios unterstellt werden. Für „Head Up High“ ist Ross aus dem kalifornischen Exil, das er als Filmkomponist bestritt, nach England zurückgekehrt, sein Bruder Paul konnte sich nach einer Diabetes-Diagnose „auch mittels der Musik so fühlen, als geriete ich gerade aus der Gefahr, mich mit meinen langjährigen, für mich zur Gewohnheit gewordenen Depressionen einzurichten.“ Zumal er sich niemals zuvor so nah der Sängerin Skye empfunden habe, „ich habe riesigen Respekt vor ihr. Sie hat in der Zeit der Trennung drei Solo-Alben aufgenommen und jetzt wie selbstverständlich diese Erfahrungen in unser Projekt mit eingebracht“.

Davon ist viel zu hören auf „Head Up High“, dem zugleich ausbalanciertesten wie überraschendsten Album der Band. „Wir haben in musikalischen Arealen experimentiert“, sagt Ross, „in die wir zuvor niemals abtauchten. Aber gleichzeitig erschien uns das, als zögen wir einen bequemen Pullover über, weil uns das gemeinsame Arbeiten einfach fast so etwas wie ein Heimatgefühl schenkte.“ Ross etwa spielt auf „Head Up High“ oft die LapSteel Guitar, es gibt Klänge von der peruanischen Charango und auch Deep Dub Sounds sind zu hören. „Das ist eine der guten Seiten daran“, sagt Paul, „dass die Jugend all diesen schmutzigen, grässlichen Kram mag und spielt: Anstatt zum zynischen Alten zu werden, verstehe ich ihre Vorlieben und darf mir einbilden, noch immer nicht zu alt für das Biz geworden zu sein.“

Ein paar Gäste baden auch wieder mit Morcheeba im musikalischen Jungbrunnen. Ana Tijoux ist eine davon, Jim Kelly und Jurassic 5’s Chali 2Na wirken beim sinisteren und kantigen „Release Me Now“ mit, Jordan und Harley von den Rizzle Kings addieren die Gästeliste. Die allerdings präsentiert mehr als ein paar Fans aus dem HipHop-Lager, denn auch White Denims Gitarrist James Petralli trägt seine soulful blues tunes bei, bevor Ross auf „Call It Love“ fast schon an Jimi Hendrix erinnert.

Derweil schrieb Paul die passenden Lyrics in ungewohnter Manier: „Ich entnahm meinen Lieblingsbüchern geschätzte Sätze, schmiss sie in einen Beutel und mischte sie untereinander. Dann kippte ich den Beutel aus und setzte zusammen, was zusammen passte. Das war ein neuer, frischer Weg, denn es ist schwierig, mit der englischen Sprache das Rad neu zu erfinden. Ganz egal, wie flexibel sie letzten Endes erscheint.“

Morcheeba war noch nie eine Band, die große Lust hatte, sich auf erworbenen Lorbeeren lange auszuruhen. „Wir brauchen einfach das Gefühl“, sagt Paul, „uns vorwärts zu bewegen und Fortschritte zu machen. Alles, was wir mit einem neuen Album schaffen wollen, ist dies: Die alten Fans von den Füßen zu blasen und neue zu gewinnen“. Ambitionen, die sich mit “Head Up High“ mehr als nur erfüllen lassen.

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Quelle: PIAS | Promotion Werft