SINGLE | Baby Queen „Dover Beach“ | im Handel

Ihren Ruf als radikale Anti-Heldin und Umkremplerin der aktuellen Poplandschaft untermauert Baby Queen in dieser Woche, wenn sie ihre neueste Single „Dover Beach“ aus dem Küstensand hervorholt: ab dem 14. April, knüpft die 23-Jährige damit an die jüngsten Singles „These Drugs“ und „Raw Thoughts“ an, wovon letztere in England unter anderem zum „Titel der Woche“ erklärt wurde (in der BBC Radio 1-Morning Show mit Greg James). Auch sonst ist sie im Königreich längst ein Darling der Airwaves: Im März ist Baby Queen von BBC Radio 1 sogar zum „Future Artist“ erklärt worden.

Die in Südafrika geborene und in London lebende Baby Queen, gebürtig Bella Latham, trat zwar erst vor knapp einem Jahr ins Rampenlicht, doch sie beherrscht die Randregionen des Popgeschehens seither mit bewusst krumm gewähltem Zepter: Seit dem Release ihrer ersten Single „Internet Religion“ zwischen den Polen Pop und Anti-Pop unterwegs, lässt die 23-jährige Songwriterin auch dieses Mal nichts anbrennen und legt mit „Dover Beach“ einen extrem großformatigen Track vor, der klanglich irgendwo zwischen Anflügen von The 1975 und dem optimistischen Dreampop von M83 angesiedelt ist.

Inhaltlich geht die neue Single auf einem Kurztrip nach Dover zurück – einen persönlichen Sehnsuchtsort, den sie schon immer sehen wollte, bis es im Oktober 2020 dann endlich soweit war: „Schon in der Schule war ich absolut besessen von diesem Gedicht namens ‘Dover Beach’ von Matthew Arnold. Ich musste diese Kreidefelsen von Dover einfach irgendwann selbst sehen. Im Oktober bin ich dann alleine hingefahren, um dort an neuen Songs zu arbeiten“, berichtet sie.

Tatsächlich habe ich die Melodie und den Text komplett dort geschrieben, wie ich so am Strand saß. Es geht darum, richtig krass verknallt zu sein in jemanden, und diesen Menschen einfach überall zu sehen, ganz egal wohin man auch schaut. Die Zeile ‘you stole the view of Dover Beach’ musste ich unterbringen, weil ich wirklich ein bisschen sauer darüber war, dass ich ja eigentlich den Strand bewundern wollte, aber dann die ganze Zeit an diese eine Person denken musste… Es geht also mal wieder um den Kampf mit der eigenen Unsicherheit – und darum zu akzeptieren, dass ich meinen Tagträumen und dieser Anziehungskraft auch dann nicht entkommen kann, wenn ich mich an einen anderen Ort begebe.

Während sie auf ihrer Debüt-EP Medicine einen Mix aus Alt-Pop-Songwriting und knallharter Sozialkritik präsentierte, hat Baby Queen den Blick zuletzt eher nach innen, auf ihr eigenes Gefühlschaos gerichtet: „Das war quasi das Vorwort zu meinem Aufsatz“, sagt sie über die EP, „in dem ich schon mal all meine Anliegen und Überzeugungen umrissen habe. Dadurch bin ich jetzt sehr viel freier und kann auch einfach mal so einen Lovesong schreiben – ohne gleich das Gefühl zu haben, dass meine Musik zu seicht, zu oberflächlich sein könnte.

Auf die Gesellschaftskritik folgt nun also das nächste Kapitel für Baby Queen: „Ich glaube, dass ich instinktiv bei Themen lande, die etwas Aufwühlendes haben, die einfach wehtun, und daraus will ich etwas machen, das verdammt noch mal schön und glücklich klingt“, bringt sie die Stoßrichtung auf den Punkt. Man darf also jetzt schon auf die nächsten Tracks gespannt sein…
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Quelle: Polydor | We Share A Lot